Gemeiner Wacholder
Juniperus communis Familie: Zypressengewächse, Cupressaceae
„Der immergrüne Wacholder ist eine der bedeutendsten Pflanzen der Weihnachtsbotanik. Seine Zweige dienen als Wintergrün, als Lebensrute, als Kräuterbüschel und Amulette. Seine Zweigspitzen, Beeren und das Harz dienen als Räucherwerk. Die Beeren als Gewürz, Bierzusatz und Maische für Schnaps.“ (Christian Rätsch)1
„Vor dem Wacholder soll man den Hut ziehen“, lautet ein alter Spruch, der bis heute im Bewusstsein der ländlichen Bevölkerung geblieben ist. Der Gemeine Wacholder gehört wie der Holunder zu den bedeutendsten Pflanzen unseres Kulturkreises. Vor allem gilt er als unverzichtbar, wenn es um das Räuchern während der Weihnachts- und Raunachtszeit geht. Gemeinsam mit dem Beifuß zählt er zu den ältesten, schamanischen Räucherpflanzen der Welt, weshalb ein alter, volkstümlicher Name auch „Rauchholter“ ist, was so viel wie „Räucherstrauch“ bedeutet.
Wacholdernadeln,- Beeren,- und Holz verströmen einen würzig-aromatisch belebenden Duft, der stärkt, klärt, beruhigt und gleichzeitig Wachheit und Präsenz fördert („Wach-holter“ = „Wach-halter“). Zudem wirkt der Rauch desinfizierend und keimtötend, was in Erkältungszeiten die Ansteckungsgefahr mindert.
Welche Bedeutung der Wacholder als Räucherstrauch seit jeher für uns hatte, wie sein Rauch auf der geistig-seelischen Ebene wirkt und dich besonders während der Weihnachts- und Raunachtszeit unterstützen kann und wie du mit dem Wacholder deine eigene Raunachts-Räuchermischung anfertigst, all das erfährst du in meinem aktuellen Artikel.
Ein Baum im Zeichen von extremer Ausdauer und Zähigkeit
Auch wenn wir hier nur von einer Art sprechen (J. communis), gehört der Gewöhnliche Wacholder zu den formenreichsten Nadelgehölzen unserer Breiten. Von flach niederliegend bis säulenförmig aufragend kann er alle Zwischenformen einnehmen, die bevorzugt auf trockenen, südexponierten Grashängen und Weideflächen vorkommen.
Mit seinen rund 70 verschiedenen Arten und Varietäten vermag er dabei die unwirtlichsten Gegenden zu besiedeln und zeigt dabei eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit und Zähigkeit, die ihresgleichen sucht. So wagt er sich als Zwergstrauch in den Alpenregionen bis weit über die Baumgrenze hinaus in Höhenlagen bis zu 3.000 Meter Seehöhe. Und ähnlich der Eibe kann er, wenn es die Umstände erfordern, extrem langsam wachsen und uralt werden. So fand man in den Felswänden in der Ardeche-Schlucht in Südfrankreich ein Exemplar des Phönizischen Wacholders (J. phoenicea), dessen Alter auf mind. 1.100 Jahre geschätzt wird!3
Säulenwacholder in der Lüneburger Heide
Der Nadelbaum mit den „Beerenzapfen“
Der Gewöhnliche, aufrecht wachsende Wacholder hat steife, sehr fein zugespitzte, lange und stechende, dunkel-olivgrüne Nadeln, die meist in dreizähligen Quirlen angeordnet sind und oberseits einen weißen Wachsstreifen aufweisen. Seine niederliegende Variante – der Zwerg- oder Alpen-Wacholder – hat dem Trieb eher anliegende Nadeln, die im Gegensatz zu seinem größeren Verwandten kaum stechen.
Was diese Wacholdervarianten aber alle gemeinsam haben, sind die Früchte, die uns als „Wacholderbeeren“ in Form von Küchengewürz so vertraut sind. Genauer gesagt sind es jedoch „Beerenzapfen“, da es sich tatsächlich um fleischige, harzreiche, später holzig werdende, runde Zapfen handelt, die Beeren täuschend ähnlich sehen. Sie reifen an den weiblichen Bäumen als zuerst grünfarbene, dann blau bereifte und schließlich schwarzblaue erbsengroße Kugeln heran. Da sie drei Jahre benötigen, bis sie reifen, finden sich immer unreife grüne und reife blauschwarze Früchte zugleich an den Ästen.
Vor dem Wacholder sollst du den Hut ziehen
Der deutsche Name „Wacholder“ leitet sich vom althochdeutschen „wachal, wehhal“ ab, was so viel wie „wach, munter, lebendig“ bedeutet und von „tar“ = „Baum“2, was den Wacholder als „Wachbaum, Wächterbaum“ oder „Lebenskraft-Träger“ beschreibt. Die Begründung mag unter anderem auf seine reinigende und belebende Wirkung auf Körper und Geist zurückzuführen sein.
Auch galt der Wacholder genauso wie der Holunder als einer der mächtigsten Wächter- und Schutzbäume für Haus und Hof, dem man nachsagte, dass in ihm eine gütige, dem Menschen wohlgesonnene Erdgottheit wohne. Davon zeugt eine alte oberösterreichische Redensart, die besagt, dass man vor dem Wacholder den Hut zu ziehen hat: „Vor Hollerstaud´n und Kranawitt´n ruck I mein Huat und noag bis halbe Mitt´n“.2
Dieser Respekt vor dem Wacholder hatte sicher auch damit zu tun, dass er unter anderem ein wichtiger Arzneibaum war. Von meiner Großmutter, die über hundert Jahre alt wurde, weiß ich, dass mein Großvater, der unter anderem selbstgeschnitztes Spielzeug verkaufte, von seinen Rundgängen meist mit Wacholderzweigen- und Beeren zurückkam: „Der Vater hat immer Wacholder mit nach Hause gebracht, den haben wir nie kaufen müssen.“ Auch war die Wacholderbeerenkur* damals ein gängiges Mittel, um sich fit und gesund zu erhalten: „Du beginnst mit einer reifen Wacholderbeere pro Tag und erhöhst die Stückzahl dann täglich bis du bei 15 Stück pro Tag bist. Und dann gehst du wieder schrittweise zurück….“
Wie hoch geschätzt die Wirkung des Wacholders wurde, zeigt unter anderem auch sein Einsatz zu Pestzeiten, wo er als ein wirksames Gegenmittel gegen den Krankheitsdämon angepriesen wurde. „Esst Kranewitt und Bibernell, dann stirbts nit so schnell“, sollen die Vögel von den Dächern gepfiffen haben.5 Unter anderem brannten in den Dörfern und Städten sogenannte „Wacholderfeuer“, die den „Würgeengel der Pest“ vertreiben sollten.
*Achtung! Da die Beeren die Nieren reizen können, nur mit ärztlicher Rücksprache anwenden; überhaupt nicht während der Schwangerschaft oder bei entzündlichen Nierenerkrankungen5
Baumporträt des Wacholders von Jasmine Wagner
Der Wacholder als Räucherstrauch
Räucherungen mit Wacholder sprach man schon im Altertum heilende und schützende Kräfte zu. So wurde der Rauch unter anderem dafür eingesetzt, um Tier, Haus und Hof zu schützen oder gar um Hexen auszuräuchern oder dunklen Mächte zu vertreiben.
Auch stellen viele Sagen und Geschichten den Wacholder als einen Vermittler zwischen dem Diesseits und Jenseits dar und damit als ein Tor zur Anderswelt. Ihm wird nachgesagt, dass er die Seelen der Toten bewahrt, bis sie sich wieder verkörpern können. So erzählt das von den Gebrüdern Grimm überlieferte Märchen vom Machandelbaum davon, wie die Seele eines toten Kindes in Form eines Vogels dem Wacholder entsteigt, um mit den Lebenden in Kontakt zu treten.
Auch in osmotherapeutischer Hinsicht galt der Wacholder als geschätzte Raucharznei, weshalb zu früheren Zeiten der Rauch des Wacholders dazu genutzt wurde, um Krankenzimmer zu desinfizieren.1 Was nachvollziehbar ist, denn der Wacholderrauch wirkt keimtötend und dadurch sinkt die Ansteckungsgefahr.
Weihrauch und Wacholder zur Weihnachtszeit
Als eine immergrüne, harzreiche Pflanze, spielte der Wacholder ähnlich wie die Tanne, die Stechpalme oder die Mistel eine bedeutende Rolle in der Weihnachtszeit und die zwölf heiligen Raunächte. Der Wacholder galt sogar als so wertvoll, dass man Wacholderharz auch als „deutschen Sandarak“ bezeichnete und als Ersatz für das heilige Weihrauchharz (Olibanum) verwendete.
„Die Kombination von Myrrhe und Weihrauch als Grundlage von Räucherungen ist bereits seit pharaonischer Zeit belegt, ebenso die Kombination von Weihrauch und Wacholder. Eine Überlieferung, die sich bis heute im Räucherwerk für die Raunächte erhalten hat.“ (Christian Rätsch, Heidnische Weihnacht)1
Welche Kräfte dir der Wacholderrauch auf feinstofflicher Ebene vermittelt
Der Duft, den der Wacholderrauch verströmt erinnert mich persönlich immer ein bißchen an Spekulatius-Plätzchen. Vor allem die Beeren haben einen harzig, intensiv aromatisch-würzigen Duft, der sofort ein Gefühl von Wärme, Entspannung und Ruhe erzeugt. Zudem stellt er den Kontakt zur Erde und damit den eigenen Körper her, was mit Qualitäten von Schutz und Sicherheit einhergeht. Zudem hat er eine generell reinigende, klärende und belebende Wirkung, was Wachheit fördert und zur Präsenz einlädt.
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Er sorgt für emotionale Stabilität und hält dich in der Spur
Wacholderrauch sorgt für emotionale Stabilität, indem er eine gewisse, geistige Abgeklärtheit bei gleichzeitiger Verbindung zum Körper herstellt. Dies bewirkt eine Losgelöstheit von emotional aufgeladenen Gedankenfeldern. In anderen Worten, er hilft dir dabei, eine gesunde Distanz und angenehme Unaufgeregtheit zur Welt „da draußen“ zu gewinnen, und damit gut in deiner Kraft und Mitte zu bleiben.
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Er wirkt als Vermittler zwischen den Welten
Wacholderrauch öffnet das Kronen-Chakra und fördert eine starke Anbindung „nach oben“. Ich erfahre seine Wirkung oft als eine Art leuchtenden Lichtstrahl, der vom Kosmos her in meine Krone und weiter in den Körper hinein strahlt und meinen eigenen, inneren Sonnenkern damit zum Leuchten bringt. Als eine Pflanze im Zeichen des Feuers verbindet er hier mit den Feuergeistern, den Musen und macht damit empfänglich für Eingebung und Inspiration aus der geistigen Welt. Sein saturnischer Charakter wirkt zentrierend, konzentrationsfördernd und verleiht das nötige Durchhaltevermögen, den Fokus zu halten.
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Er hilft, Grenzen zu setzen und sorgt für Schutz und Wehrhaftigkeit
Wacholderrauch sorgt im Körper-Geist-System für Belebung und eine gesunde Dynamik. Er lässt ganz im Körper sein, die eigen Grenzen wahrnehmen und wenn nötig auch verteidigen. Zuguterletzt vermag er die Qualitäten, die er als biologisches Pflanzenwesen in der Natur repräsentiert, auch uns Menschen zu vermitteln – Zähigkeit, Durchhaltevermögen, Rückgrat und Standhaftigkeit bei jedem (Seelen)Wetter. Insgesamt lehrt er uns, Alltagssituationen damit gelassener gegenüberzutreten.
Wie du mit Wacholder deine eigene Raunachts-Räuchermischung anfertigst
Zum Räuchern verwendet man die getrockneten Nadeln, das Holz, das Harz sowie die Beeren. Da der Wacholder selten geworden ist und mittlerweile unter Naturschutz steht, ist die Verwendung der Beeren als Räucherwerk wohl eher eine neuere Erscheinung.
Ein Rezept für Weihnachts- und Raunachtsräucherungen gibt es in diesem Sinne nicht, sondern vielmehr traditionell verwendete Pflanzen. Hier geht es vielmehr darum, deine eigene, besondere Räuchermischung zu kreieren.
Hier verhält es sich ähnlich wie mit Kochrezepten – sie sind bestenfalls Anregungen, keine fixen Vorgaben. Ein gelungenes Ergebnis rührt weniger von der Einhaltung der exakten Mengenangabe und Kombination aller Zutaten, sondern vielmehr von qualitativ hochwertigen Ingredienzien, die mit einem guten Gefühl gemischt werden. Ob die Räucherung für dich wirkt und angenehm ist, hängt auch von deinem Zustand ab. Sie in Liebe, Freude und mit Hingabe an die Pflanzenwelt und der jeweiligen Jahreszeit zuzubereiten ist jedenfalls eine gute Voraussetzung für eine gelungene Räuchermischung.
Worauf du bei deiner Räuchermischung achten solltest
Aus unserer Sicht bilden drei Elemente ein energetisches Grundgerüst für:
- Reinigung – zuerst den Raum und den Körper (Tempel) reinigen und klären
- Schutz – den gereinigten Raum stabilisieren und schützen
- Anbindung – das „Heilige“ einladen (Anbindung an Erde, Himmel und den Spirits)
Für die Reinigung wurde traditionell vor allem Beifuß (Artemisia vulgaris) verwendet, für Schutz Wacholder (Juniperus communis) und für die Anbindung „nach oben“ Weihrauch (Olibanum sp.). Für den Weihrauch passt als heidnischer Ersatz auch Fichten,- Tannen,- oder Kiefernharz, die ähnlich stark auf den ätherischen, geistigen Bereich und das Kronenchakra wirken.
Ein mögliches „Rezept“ für Raunachts- und/ oder Jul(Weihnachts)-Räucherungen1
Man nehme in etwa gleiche Teile von:
- Wacholderbeeren & Wacholdernadeln (Juniperus communis)
- Beifußkraut (Artemisia vulgaris) – abgerebelte oder abgestreifte Blütenstände
- Harz von Fichte (Picea abies), Tanne (Abies alba) oder Rotkiefer (Pinus sylvestris)
- Eibennadeln (Taxus baccata) – getrocknet – Achtung giftig!
- Mistelkraut (Viscum album) – getrocknet & kleingerebelt
Die Wacholderbeeren in einen Mörser zerquetschen. Das Baumharz dazugeben und ebenso zerstoßen. Die zerkleinerten Beifuß- und Mistelblätter sowie die Wacholder- und Eibennadeln dazugeben und alles miteinander vermischen. Nach Belieben kann man dem Gemisch natürlich noch allerlei andere Kräuter, die man gerne dabei haben möchte und die den Duft abrunden, dazugeben wie z.B.: Johanniskraut, Minze, Schafgarbe, Mariengras, Rosenblütenblätter, Hanfblüten… Die fertige Mischung nach und nach auf die Räucherkohle geben.
In jedem Fall ergibt es eine Räucherung, die ganz der dunklen Jahreszeit und den zwölf Raunächten entspricht.
Der Wacholder – Ein Pflanzenverbündeter für die dunkle Jahreszeit
Der Wacholder war und ist nach wie vor eine der bedeutsamsten Pflanzen der dunklen Jahreshälfte und begleitet die Menschheit genauso wie Tanne, Fichte, Kiefer, Stechpalme, Mistel oder Eibe schon seit sehr langer Zeit.
Seine spezielle Wirkung als Räuchermittel ist dann besonders gut für dich, wenn du jemand bist, der ein höheres Maß an Körperwahrnehmung, Erdung, Abgrenzung, Schutz oder gesunde Wehrhaftigkeit braucht.
In Kombination mit anderen Räucherkräutern wird er dir mit seinem feurig-anregenden und zugleich zentrierenden, abgeklärten Wesen gute Dienste leisten. Und wer weiß, vielleicht pflanzt du dir ja sogar einen Wacholder im eigenen Garten und lernst ihn als Pflanze noch besser kennen.
Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Mit herzlichen Grüßen,
Alfred Zenz – Der Seelengärtner
Quellen:
1 RÄTSCH, Christian, MÜLLER-EBELING, Claudia: Heidnische Weihnachen – Bräuche – Riten – Rituale. AT Verlag AG, Aarau und München, 4. Auflage
2 HAGENEDER, Fred: Der Geist der Bäume. Eine ganzheitliche Sicht ihres unerkannten Wesens. Neue Erde, Saarbrücken, 5. Auflage 2014
3 DENDROCHRONOLOGIE: Ancient juniper trees growing on cliffs: toward a long Mediterranean tree-ring chronology, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1125786515000922?utm_source=chatgpt.com
4 HAGENEDER, Fred: Die Weisheit der Bäume. Mythos, Geschichte, Heilkraft. Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart, 2014
5 STRASSMANN, Renato: Baumheilkunde. Heilkraft, Mythos und Magie der Bäume. Knaur Verlag, München, 2008
6 KAUDERER, Renate: Handbuch der heimischen Räucherpflanzen – Räucherduft und Rituale zum Wohlfühlen und Krafttanken. akademie bios® Verlag, 1. Auflage November 2012
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