„Damals konntest du nicht viel zum Doktor gehen. Bei uns haben sich die Leute selbst geholfen, die haben selber gewusst, die Kamille ist für dies und der Spitzwegerich ist für das. “ (Susanne Url)

Mit Wild- und Heilkräutern aufgewachsen

Sie sitzt entspannt da, ihre alten, gezeichneten Hände in den Schoß gelegt. Sie wurde im August 100 Jahre alt (!), auch wenn sie nicht so auf mich wirkt. Ihr schelmisches Lächeln erinnert eher an ein aufgewecktes Mädchen:-) Für ihr Alter ist sie noch unglaublich fit und vital. Auf die Frage, ob es ihr gutgeht, sagt sie nur: „Oh ja, die Füsse wollen halt nicht mehr überall mit.“

Mit ihren 100 Jahren steigt sie sogar noch ganz alleine die steile Treppe hinauf in den ersten Stock und näht uns Enkeln nach wie vor warme Winter-Wollsocken zu Weihnachten. Aber sie ist nicht nur körperlich fit, auch ihr Geist ist von erstaunlich reger Natur und weiß noch unglaublich Spannendes von längst vergangener Zeit zu berichten. Heute mache ich etwas, was ich schon seit Jahren vorhabe und bis jetzt noch nie schaffte – Ein Interview mit meiner Grossmutter aus Übelbach in der Steiermark 🙂

Ich kann mich gut erinnern, als ich sie im Jahre 2014 nach meinem Berufswechsel vom Gartengestalter hin zum Seelengärtner einmal besuchte. Neugierig fragte sie mich damals, was denn das sei – ein „Seelengärtner“ – und was ich denn da mache. Ich erklärte ihr, dass ich den Menschen die Wilde Natur näher bringe. Als Beispiel dazu erwähnte ich die Wildkräuterwanderungen, wo ich den Leuten zeige, was sie an sogenannten „Unkräutern“ essen und verwerten können. Ungläubig schaute sie mich damals an und fragte erstaunt: „Des is a Beruf??“ (auf gut Deutsch: „Das ist ein Beruf??“). Es war ein bißchen so, als ob ich erzählte, dass ich mein Geld damit verdiene, Menschen den Unterschied zwischen Sonne und Mond zu erklären. Für sie war die Welt der Wild- und Heilkräuter etwas so Selbstverständliches wie die Luft zum Atmen. Etwas, mit dem sie seit ihrer Kindheit aufgewachsen ist.

Wie man sich mit Asche die Zähne putzt, warum Holzhacken gegen Wehenschmerzen hilft und was ihr Geheimnis für ein gesundes, langes Leben ist – das alles erfährst Du im folgenden Gespräch.

Ich führte das Interview gemeinsam mit meiner Oma, der Mutter meines Vaters Alfred Zenz sen., Susanne Url, und ihrer Tochter Aurelia, die ich kurz Reli nenne. Mit ihren inzwischen 76 Jahren weiß auch sie viel von ihrer Kindheit und der damaligen Zeit zu berichten und unterstützt meine Grossmutter beim Erinnern und Erzählen.

Im Gespräch mit einer 100jährigen

Liebe Oma, du bist am 02. August 100 Jahre alt geworden! Das ist ja nichts Selbstverständliches. Wie geht es Dir so im Alltag? Bist du noch gut beinander?

Mit meiner Oma aus Übelbach

Oma: „Ja, finde ich schon. Ich meine, ich kann gut schlafen. Die Füße machen halt nicht mehr so mit und das Kreuz tut halt manchmal weh.“

Aber du gehst noch immer die Stufen rauf? (Anm.: Die Stufen in den oberen Stock, wo sie auch schläft. Es sind wirklich sehr steile Stufen!)

Oma: „Ja sicher! 3 Mal am Tag! Und wenn es schön ist, dann gehe ich wieder runter zum Sitzen. Dann geh ich wieder rauf, hör die Reli (Anm.: ihre Tochter) schreien, dass es einen Kaffee gibt und geh wieder runter in die Küche. Bewegung ist wichtig, weißt du! Viel zum Sitzen darf man halt nicht anfangen, dann werden die Füsse steif.“

Ja, und du bist ja auch noch ganz fit im Kopf, so scheint mir, oder?

Oma: „Ja, das hoffe ich! Manchmal sag ich halt auch einen Blödsinn“ (lacht)

Ich glaube, das tun wir manchmal alle 🙂 Liebe Oma, ich möchte dich heute gerne ein bißchen über die Heilkräuter befragen. Mein Vater hat mir bis jetzt immer wieder davon erzählt, wie er als Bub Kräuter sammeln gegangen ist. Hattet ihr damals so etwas wie eine Hausapotheke?

Oma: „Ja, für Tee haben wir gesammelt, wenn mal wer erkältet war. Es war ja damals Kriegszeit, du hast ja nichts gekriegt. Das chemische Klumpat (Anm.: minderwertiges Zeugs), das hätt vielleicht mehr geschadet als es geholfen hätte. Da hat man doch lieber Kräuter gesammelt, nicht?“

Wie war das denn damals eigentlich mit dem Arzt? Hattet ihr einen Arzt, wo ihr hingehen konntet?

Oma: „Na, wir hatten schon einen Arzt, einen Gemeindearzt. Aber wir haben nicht oft einen Arzt gebraucht.“

Reli: „Ach, alle paar Jahre mal vielleicht. So weit ich mich erinnern kann ist der nie gekommen.“

Und der Arzt, hat der mit Kräutern gearbeitet?

Oma und Reli (schütteln beide den Kopf): „Nein, nein überhaupt nicht.“

Reli: „Nein. Weißt du, früher sind wir oft zur Nachbarin gegangen und haben uns was ausgeborgt, wenn wir was gebraucht haben. Weißt, früher haben sich die Frauen untereinander ausgeholfen.“

Dein Mann, also mein Großvater, der hat ja auch Lärchenpech gesammelt, so viel ich weiß. Wie habt ihr das denn genau verwendet? (Anm.: Lärchenpech ist das Harz der Lärche)

Oma: „Salben haben wir daraus gemacht. Für Wunden und so, oder wenn du irgendwo ein Geschwür oder so gehabt hast, dann hast du das aufgetragen und mit einem Verband fixiert. Ein Doserl davon hatten wir immer zuhause.“

Und habt ihr dann überhaupt jemals so etwas wie Antibiotika genommen?

Url-Oma mit Kräuterelixier

Oma: „Anti…Was?“ (Sie Versteht das Wort nicht)

Reli übernimmt die Antwort: „Wir haben immer Krenn (Anm.: Meerrettich) genommen. Wenn wir verkühlt waren, haben wir die Wurzel in Radeln aufgeschnitten und die dann aufgefädelt und um den Hals gehängt. So, dass man sie ständig riechen kann. Das waren unsere Antibiotika.“

Aber auch als Kind, habt ihr da nie Antibiotika nehme müssen…(ich schaue meine Oma an)…hast du überhaupt jemals Antibiotika genommen?

Oma: „Nein. Weil, wenn du diese Anti…dieses starke Zeug da, die Antibiotika nimmst, dann helfen die Kräuter nicht mehr! Da sind die Kräuter dann viel zu schwach.“

Habt ihr denn nicht irgendwann einmal eine gefährliche Krankheit gehabt, wo wer daran hätte sterben können?

Oma: „Ernstlich krank waren wir nie, auch der Vater (Anm.: ihr Ehemann) nicht.“

Reli (denkt nach): „Ich hatte einmal Lungenentzündung gehabt, da ist dann schon der Arzt zu uns nach Rastbühel (Anm.: Heimatort) raufgekommen. Dann hat er mich einmal ordentlich zusammengeschimpft (Anm.: getadelt), weil ich so geschrien habe und dann ist er wieder gegangen. Und dann ist der Vater am nächsten Tag gleich zur Lammer-Resi (Anm.: die Kräuterfrau von Passail, einem Ort nördlich von Graz) gegangen. Und die hat einen Tee zusammengestellt, während die Oma Brustwickel gemacht hat.“

Also gab es eine Kräuterfrau, wo ihr hingegangen seid. Was war eigentlich mit den Essbaren Wildkräutern, wie Giersch, Brennnessel, usw.

Reli: „Damit haben wir nur Tee gemacht und so.“

Aha, also nur als Heilkraut verwendet, nicht gesammelt und gegessen?

Reli: „Genau“

Wart ihr da eine Ausnahme, dass ihr selbst die Kräuter und das Lärchenpech gesammelt habt oder haben das alle Leute hier gemacht?

Oma: „Nein, nein, das haben nur wir so gemacht. Aber grundsätzlich konnten die Leute früher nicht viel zum Doktor gehen, das hast ja selber zahlen müssen – das war zu teuer! Bei uns haben sich die Leute selber geholfen. Tee gemacht oder wenn es notwendig war Umschläge gemacht, eingewickelt, rein ins Bett, schwitzen und am nächsten Tag ist es wieder besser gegangen. Wir haben selber gewusst, die Kamille ist für dies und der Spitzwegerich für das. Und das haben wir halt gesammelt und hatten immer einen Vorrat davon zuhause, auch für den Winter. Und wenn wir es nicht gebraucht haben, dann haben wir es halt den Kühen gegeben.“

Reli: „Bei uns war es so: Zuerst sind die Menschen dran gewesen mit dem Tee. Den hat man dann nicht weggeschüttet, sondern anschliessend dem Tier gegeben. Da war das Vieh fast gleichgestellt wie der Mensch.“

Ja, und wie war das mit dem Zahnarzt?

Reli (erinnert sich an den Zahnarztbesuchs ihres Vaters): „Wieviel hat denn damals der Vater für seine Zähne gezahlt und mit was, weißt du es noch Oma? Mit einem Kitzerl (Anm.: Junge Ziege) oder?“

Oma: „Ach so, ja. Es war ja damals so eine schlechte Zeit, da hast du selber drauf schauen müssen auf dich. Der Zahnarzt war froh, wenn er ein Fleisch bekommen hat. Und wir haben damals eine Goass (Anm.: Ziege) gehabt und ein Kitzerl und das haben wir abgestochen und ihm gegeben.“

Reli: „Der Vater hat sozusagen mit dem Kitzerl seine ganze Zahnprotese bekommen.“

Was war denn das für eine Zeit, von der ihr redet? Gabs da überhaupt schon eine ordentliche Zahnpflege?

Reli: „1945, 1946/47. Ja, das war früher schon alles möglich. Und Zahnpflege, die hat man sich selber zusammengestellt. Der Vater hat sich immer mit Asche seine Zähne geputzt.“

(Ich ungläubig) Mit Asche!?

Reli: „Ja, mit Flugasche.“

Oma: „Das hat mein Stiefvater auch gemacht, das haben wir alle gemacht. Zahnbasta hat es vielleicht schon gegeben, aber du hättest sie dir eh nicht kaufen können.“

Reli: „Auf der Asche ist oben drauf so eine lockere Schicht. Das ist die Flugasche, die kannst du wegblasen und die ist auch nicht scharf. Die andere Asche kannst eh nicht gut blasen. Die Zahnbürste wurde in die Asche getunkt und damit haben wir Zähne geputzt, das weiß ich.“

Aber wenn so gut wie nie der Arzt gekommen ist und sich den eh niemand leisten konnte, dann frage ich mich, wie das denn mit den Geburten vonstatten ging? Bist du zum Gebären nie im Krankenhaus gewesen, Oma?

Oma: „Nein, da war schon immer irgendwo eine Bäuerin, die selbst schon Kinder hatte oder selbst schon einmal dabei gewesen ist bei einer Geburt und sich ein bißchen ausgekannt hat. Dann ist das schon gegangen.“

Reli: „Im Grunde genommen ist es eh natürlich. Heutzutage macht man so ein großes Ding draus.“

(Ich zu Reli gewandt) Und wie war das bei deiner Geburt mit der Hebamme? Da weiß ich, da gibt´s ja eine besondere Geschichte dazu, oder?

Oma: „Ja, die Hebamme ist gekommen, als das Kind schon da war (lacht). An dem Tag, ich glaube es war Pfingsten, da war der ganze Hof gerade voll mit dem Geäst, das wir vom Wald runtergezogen haben. Wir mussten das weghacken (Anm.: kleinhacken und verarbeiten), damit wir überhaupt in den Keller hineingekonnt haben. Und da habe ich als Hochschwangere auch fleissig gepeckt (Anm.: gehackt). Und dann habe ich plötzlich gespürt, dass ich Wehen kriege und bin losgerannt. Schnell, dachte ich mir, noch für den Vater (Anm.: ihren Mann) das Nachtmahl richten. Es war ja schon nach 4, ist bald 5 Uhr geworden. Dass er was zum Essen hat, wenn er von der Arbeit heimkommt. So habe ich schnell einen Salat geholt, das Vieh in den Stall gebracht und geschaut dass die Kinder ins Bett kommen. Das habe ich gerade noch zusammengebracht und mich dann ins Bett gelegt – und dann war sie da – die Reli!“

Aber warum ist denn dein Mann überhaupt fort gewesen an diesem Tag? Du warst ja hochschwanger und das Kind konnte jeden Moment kommen, oder?

Reli: „Ja, heute bleibt ein Mann zuhause, wenn so etwas wäre. Damals hat man die Frauen alleine gelassen mit den Kindern. Da hast du keine Zeit gehabt zum Nachdenken. Und ich finde, als Frau hast du sehr viel zum Denken gehabt, damit alles am Hof läuft.“

Aber nur damit ich das richtig verstehe: Jedesmal, wenn du Wehen bekommen hast, Oma, bist du rausgegangen Holz hacken?! Ich kann mir das nicht vorstellen.

Reli: „Ja, wenn sie Wehen bekommen hat, hat sie wieder einen Ast (Anm.: Ein Stück Feuerholz) gehackt und hat den Schmerz damit übertrumpft.“

Oma: „Damals hast halt müssen Bewegung machen. Und je mehr Bewegung du gemacht hast, desto weniger hast du gespürt. Heute wartest du als Frau ja, und wenn eine Wehe kommt, ja, die tut dann ordentlich weh!“

Susanne Url, 100 Jahre alt

Reli: „Ja, heute nehmen die Frauen halt Schmerzmittel oder bekommen Infusionen..das war ja damals alles nicht.“

Habt ihr damals eigentlich auch Frauenkräuter, z.B. so etwas wie Schafgarbe verwendet?

Oma: „Ja, Schafgarbe hat den Stoff drinnen, was zusammenzieht. Bei Wunden und Verletzungen haben wir Schafgarbe gekocht, einen Fetzen mit gekocht, aufgelegt, drüber gebunden. Der Schmerz hat dann schon nachgelassen – das war ja wichtig, nicht?“

Heute weiß man, ist die Schafgarbe eines der wichtigsten Mittel bei Menstruationsbeschwerden, habt ihr das damals gewusst?

Oma: „Ja, natürlich.“

Verwendete man Kräuter auch bei seelischen Leiden, wie z.B. heutzutage Johanniskraut als Unterstützung bei Depressionen?

Reli: „Es hat damals nicht viel Depressionen gegeben. Da hat jeder schauen müssen, damit er über die Runden kommt, damit er wieder was zu essen und zum Anziehen hat. Da bleibt alles andere im Hintergrund.“

Okay, zusammengefasst habt ihr also die Wildkräuter vor allem zu Heilzwecken verwendet. Dann habt ihr sicher auch Tinkturen gemacht und Salben, oder?

Oma und Reli: „Ja, Arnika-Salben und Arnika-Tinkturen haben wir gemacht. Für die Salben nahmen wir meistens Schweineschmalz oder Hasenfett. Damit wird die Salbe noch viel feiner. Darin haben wir die Kräuter schön langsam und nicht zu heiß gekocht bzw. geröstet. Das Fett ist dann schön gelb geworden. Dann liessen wir es mitsamt den Kräutern über Nacht stehen, damit es noch gut ausziehen kann. Am nächsten Tag haben wir das Fett dann abgesiebt und das war dann die fertige Salbe.“

Und wie lange haben die Salben gehalten?

Reli: „Du, das ist alle Jahre frisch gemacht worden bei uns. Und wenn wirklich was übrig geblieben ist, dann haben wir das für das Vieh verwendet.

Und wie habt ihr damit das Vieh behandelt?

Reli: „Du, oft waren die Kühe wundgetreten oder von den Bremsen (Anm.: blutsaugendes Insekt) zerstochen – die haben oft ganze Löcher in die Haut gebissen. Die haben wir dann eingeschmiert. Und für das hat der Vater dann das Lärchenpech-Öl verwendet, das haben die Bremsen und die Fliegen gemieden. Ja, früher hat das Vieh schon auch was mitgemacht. Zudem haben sie sich oft zusätzlich verletzt, wenn sie wild durch den Wald gerannt sind. Und wenn es ein schlechtes Wetter gab, trat manchmal auch die Rotseuche auf. Das ist eine Art Nierenentzündung, wenn die Kühe wo zu lange auf kaltem Boden gelegen sind. Wir hatten immer damit zu tun, darauf zu schauen, dass das Vieh gesund bleibt.“

Und was habt ihr dann bei Rotseuche eigentlich gemacht?

Oma und Reli: „Erst einmal in Stall gestellt. Sie hatten ja auch Fieber. Dann haben wir meist mit Kamille und anderen Kräutern, die gerade verfügbar waren, einen Tee gekocht und sie damit eingerieben und auch zum Trinken gegeben. Jedenfalls mussten sie trocken und warm haben in der Nacht.“

Wow, das sind ja alles sehr spannende Geschichten. Liebe Oma, was ich dir zum Abschluss jetzt noch gerne fragen möchte: Was glaubst denn du, was dein persönliches Geheimnis ist, dass du mit 100 Jahren noch so fit und kräftig bist? So etwas wie: weil ich DAS gemacht habe bin ich so gesund geblieben.

Oma: „Naja du, wenn man irgendwie gläubig ist, würde man sagen, es ist Gottesgabe, dass du immer halbwegs gesund bist, dass du dies und jenes schaffen kannst. Und ich meine, es war vor allem meine gute Ehe! Eine gute Ehe führen, das ist wichtig, dass du gut mit deinem Lebenspartner zusammenpasst, alles ausreden kannst mit ihm und nicht ständig streiten musst. So richtig böser Streit, das hat es bei uns nie gegeben. Wir hatten immer eine glückliche Ehe!“

Reli: „Oma, du musst sagen, dass du auch gute Gene gehabt hast, weil deine Großmutter auch 80 Jahre alt geworden ist – für die damalige Zeit ist das sehr viel! Und die hat ein Auto zusammengeführt, zu der Zeit! – das musst du dir einmal vorstellen!“

Aber das heißt, so wie ich das so heraushöre, ist das harmonische Miteinander in der Partnerschaft für dich ein ganz wichtiger Teil gewesen für deine körperliche Gesundheit…

Oma: „Ja, sicher, für alles! Auch von der Denkeinstellung her. Ich meine, da gibt´s so viele Leute, so viele Ehepaare, die sich gegenseitig nicht wirklich verstehen. Wenn du eine gute Ehe führen willst, dann musst du dich da richtig hineindenken. Und auch wenn gute Worte schwer zu finden sind, wenn dir etwas nicht passt beim Partner, dann musst du es auch ansprechen. Durch das gute Gespräch und das Ausgleichen danach wird die Situation immer besser. Aber auch nachgeben ist manchmal wichtig. Diejenigen, die niemals nachgeben wollen, die streiten dann auch ständig. Ob du eine gute Ehe führst mit deinem Partner oder nicht, das geht immer von dir selbst aus!“

Und ihr habt euch in der Ehe viel Kraft gegeben…

Oma: „Ja, sicher. Wenn es in der Ehe gut geht, dann geht alles gut, der ganzen Familie, der ganzen Wirtschaft. Und geht es in der Ehe nicht gut, dann passt in der ganzen Familie was nicht. Und weißt du, bei uns hat es so etwas nicht gegeben, wir haben uns immer gut verstanden.“

Liebe Oma, vielen lieben Dank! Ich könnte dich wohl noch ewig weiterfragen. Du hast mir damit ganz viel altes und authentisches Wissen vermittelt. Ich werde dich gerne weiterhin dazu befragen und freue mich auf ein nächstes Wiedersehen! Vielen lieben Dank für dieses Interview!

Mein Vater, Alfred Zenz sen. (82) mit seiner 100jährigen Mutter

Vielleicht kennst Du ja von Deinen Großeltern auch solche Erzählungen. Und vielleicht hat Dich dieses Interview auch dazu inspiriert Deine Oma oder Deinen Opa einmal zu diesem oder jenem genauer zu befragen. Indem Du bewusst nachfragst, hörst Du auch bewusst zu und plötzlich erscheinen Dir selbst altbekannte Geschichten in völlig neuem Licht.

Für mich war es sehr heilsam. Es verband mich wieder mit meinen familiären Wurzeln, mit meiner Herkunft. Aber das größte Geschenk für mich war es, dass ich mir die Zeit nahm mich einmal ganz bewusst meiner Oma zu widmen, ganz bei ihr zu sein, mit ihr mitzuleben. Jetzt, wo sie noch als Mensch da ist, greifbar ist…. Das erste Mal begriff ich, wie diese Geschichten auch Teil meiner eigenen Geschichte ist. Und ich glaube, erst wenn das geschieht, erst dann erfahren diese Geschichten auch wirklich Werschätzung und können von Generation zu Generation weitergetragen werden. Erst dann sind sie verinnerlicht.

Irgendwer hat mir einmal gesagt: „Das größte Geschenk, dass Du einem Menschen machen kannst ist Zeit.“  Danke, dass ich diese Zeit mit dir verbringen durfte, liebe Großmutter – DANKE!

Ich freue mich auf einen Kommentar vor Dir!

herzliche Grüße,

Alfred Zenz – Der Seelengärtner

PS: Anbei das ungekürzte Interview als PDF

100 Jahre Heilkräuter – Meine Grossmutter erzählt aus ihrem Leben, Interview ungekürzt

26 Kommentare
  1. Helmo Pape sagte:

    Lieber Alfred, das ist eine sehr schöne Idee gewesen jemanden zu interviewen, der die ganze moderne Medizin nicht gebraucht und mit guter Einstellung 100 geworden ist. Ich habe ja selber den Eindruck, dass sehr viel Forschung zur Hochaltrigkeit und Gesundheit auf der Materie fusst und die Einstellung oder Haltung zum Leben wie Humor, Spiritualität, Genussfähigkeit, Offenheit für Neue Eindrücke etc. viel mehr beizutragen scheint. Tolle Frau deine Oma die Susanne Url – und toller Enkel natürlich.

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Lieber Helmo,

      Vielen lieben Dank für die schön gewählten Worte! Und ja, als ich sie zum Schluss fragte, was denn ihr Geheimnis für ihr hohes Alter sei, da erwartet ich irgendsoetwas wie: wegen der Heilkräuter oder der vielen Bewegung oder so. Und es überraschte und berührte mich zutiefst als sie dann sagte: „Eine glückliche Ehe.“

      Danke für Deinen schönen Beitrag lieber Helmo!

      herzliche Grüße, Alfred

      Antworten
    • Barbara sagte:

      Bin ganz Ihrer Meinung. Viele Enkel wollen aber von den alten Zeiten nichts wissen. Für mich war es die schönste Zeit abends auf dem Kissen von Urgroßmutter Füßen die Geschichten aus alten Zeiten zuhören, alte Lieder , Legenden. Feuer in Küchenöfen und der Duft von kühlenden frischen Brot .

      Antworten
  2. Maria Aldrian sagte:

    Danke für diesen herzerwärmenden Beitrag, lieber Alfred! Ich wünsche dir noch viele interessante, heilsame Gespräche mit deiner Großmutter!
    Ich bin eine begeisterte Leserin deiner Briefe!
    Wünsche dir weiterhin viel Freude und Erfolg bei der Weitergabe dieses kostbaren Wissens!
    Mit freundlichen Grüßen Maria

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Liebe Maria,

      Danke für deine ermutigenden und lieben Worte! Es freut mich sehr, wenn ich mit meiner Arbeit, meinen Artikeln die Herzen anderer berühren kann. So ein Feedback ist ein großes Geschenk für mich – Danke!

      alles Liebe,

      Alfred

      Antworten
  3. Diana Zenz sagte:

    Absolut großartig Liebster! Da hast Du Deiner Oma ein sehr schönes Denkmal gesetzt! Eine wundervolle Würdigung eines erfüllten Lebens mit sehr berührender Botschaft. Danke dafür!

    Love, Di

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Liebste Diana,

      Wie sehr freue ich mich über Deine Zeilen! Danke, dass Du mich immer wieder daran erinnerst, was wirklich wichtig ist im Leben…dieses Gespräch mit meiner Oma war eines dieser wirklich wichtigen Dinge.

      Danke!

      love, Alf

      Antworten
  4. Sylvia Popovic sagte:

    Lieber Alfred,
    danke, dass du dieses Gespräch mit deiner lieben Oma mit uns teilst…… es ist wunderbar ein wenig in diese Weisheit eintauchen zu dürfen….. oft vergessen wir, dass dies kostbare Schätze sind, die uns irgendwann für immer verloren gehen können…..ich bin glücklich einen wunderbaren Film über einen Tag aus dem Leben der Großmutter meines Mannes zu haben…………..sie zog noch mit 60 Jahren aus der Stadt auf das Land, baute mit ihrem Mann ein Haus und lebte bis zu ihrem Tod für ihren geliebten Garten…..ich sehe noch heute ihr verschmitztes Lächeln und ihre strahlenden Augen…..ja, es bedarf nur sehr wenig, um wahrhaft zufrieden und glücklich zu sein….
    Alles Liebe,
    Sylvia

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Liebe Sylvia,

      Ja, ich merkte, dass ich viele Dinge bzw. Geschichten vorher für „normal“ oder selbstverständlich gehalten habe. Durch das intensive Auseinandersetzen mit dem Interview, erkenne ich jetzt diese tiefe Lebensweisheit, die das Gespräch innehatte. Und es ist mir eine Ehre, diese Geschichten meiner Großmutter teilen zu dürfen 🙂

      Vielen lieben Dank für Deinen Beitrag!

      Herzlichst,

      Alfred

      Antworten
  5. Claudia Dinges sagte:

    Lieber Alfred!

    Das Interview mit deiner Oma berührt auch mich zutiefst.

    Leider kann ich meinen beiden Omas nicht mehr diese Zeit geben, das sie beide dieses Jahr in die andere Welt gegangen sind.
    Dennoch spüre ich die Verbundenheit und die weiblichen Wurzeln.

    Menschen aus dieser Zeit,als deine Oma noch jünger war, zeigen uns einfach wie wichtig die „einfachen und natürlichen Dinge sind, im Leben.
    Ich danke meiner Oma ^Mutti^ dafür, das sie so oft mit mir im Wald war und mir die Pilzarten gezeigt hat.
    Und meiner Oma „Anni, dass sie mich liebevoll immer wieder versucht hat mit Kohlgemüse ?zu füttern.

    Ich hoffe das hat hier Platz!

    Danke lieber Alfred für das tolle Interview mit einer starken Frau, deiner Oma!

    Alles Liebe Claudia

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Liebe Claudia,

      …und ob das hier Platz hat! Danke für diese von Herzen kommenden Zeilen, die mich sehr berühren und selbst zum Schmunzeln gebracht haben 🙂 Reli, ihre Tochter, zeigt mir auch heute noch jedes Jahr wo gerade Pilze zu finden sind. Und was das Essen betrifft, da hatte ich bei meiner Oma Glück, denn das war immer sehr, sehr lecker 🙂

      Danke fürs Teilen liebe Claudia!

      herzliche Grüße,

      Alfred

      Antworten
  6. Arlene Lindbichler sagte:

    Ganz tolle Oma hast, kann mich gut an die Übelbach-Oma erinnern! Überhaupt eine superliebe Familie. Bin stolz, Deine Cousine zu sein! Ganz liebe Gruesse zuhause!

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Liebe Arlene,
      …ja, es ist eine superliebe Familie wo vor allem die Wurzeln für feinstoffliche Welt der Natur für mich herkommt… Danke für deine lieben Worte, werde die Grüße ausrichten. Und, so schön, eine Cousine wie dich zu haben – Danke!

      herzlichst,

      Alfred

      Antworten
  7. Charlotte und Marc sagte:

    Wir haben hier zu Hause lange über diesen wunderbaren Beitrag gesprochen und er hat uns sehr berührt. Wie gut, dass Du dieses Gespräch geführt hast! So vieles kann man lernen daraus… Danke dafür und grüße bitte diese wunderbare Großmutter von uns. Herzliche Grüße von Charlotte und Marc

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Liebe Charlotte, lieber Marc,

      Ich bin sehr gerührt von eurem Beitrag…Es ist mir echt eine Ehre, dass ihr das so mit mir teilt – Danke! Ja, meine Oma ist eine sehr besondere Frau und ich bin seeehr froh, dass ich mit ihr dieses Gespräch führen durfte! Und die Grüße werde ich sehr gerne ausrichten 🙂

      Herzlichst,
      Alfred

      Antworten
  8. Gabriela Thalhammer sagte:

    Lieber Alfred,
    auch ich bin sehr froh dass du dieses Interview mit uns teilst – es wäre schön wenn möglichst viele Menschen daraus lernen könnten!
    Wir werden m. M. auf lange Sicht nur überleben wenn wir uns wieder darauf besinnen, dass wir Teil dieser wunderbaren Natur sind und nur mit ihrer Hilfe und Zusammenhalten überleben können – ohne Technikschnickschnack und Chemie ….
    Vielen Dank!
    Ich hoffe für dich, dass du noch viele Gespräche mit deiner tollen Oma führen darfst
    Herzliche Grüße,
    Gabriela

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Liebe Gabriela,

      Danke, es bedeutet mir sehr viel so etwas teilen zu können/dürfen. Und ja, ich teile ebenso diese Meinung. Zurück zur Natur heißt für mich auch zurück in unsere Kraft und Mitte.

      Danke für deinen Beitrag!

      herzliche Grüße,

      Alfred

      Antworten
  9. Barbara sagte:

    Hi Alfred, es ist wirklich total interessant mit Menschen aus dieser Zeit zu reden. Kann ich gut nachfühlen. Ich hab diesbezüglich sehr viel von meiner Großmutter gelernt, bei der ich die ersten Lebensjahre aufgewachsen bin. Sie lebt leider nicht mehr (1895 geboren) – ist aber auch 95 Jahre geworden und hat sich auch viel so behelfen müssen. Hätte heute noch viele Fragen, die ich leider nicht mehr stellen kann. Auch meine Schwiegermutter hatte viel Wissen über Kräuter und Naturheilmittel. Es wäre super und hilfreich, wenn dieses Wissen der Älteren gesammelt und aufgezeichnet würde! LG

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Liebe Barbara,

      Ja, unsere Großeltern wissen und wussten viel, woraus die Nachkommenschaft lernen kann. Ich hoffe, dass ich mit dem Artikel Menschen dazu inspirieren konnte, sich mit den „Alten“ auszutauschen, wo es noch die Gelegenheit gibt.

      Danke für deinen Beitrag liebe Barbara,

      Herzlichst,

      Alfred

      Antworten
  10. eva paulin sagte:

    Lieber Alfred,
    so wunderbar dein Interview und die Kommentare. Meine Großmutter ist auch viel mit mir in den Wald gegangen, sie hat Knüppel eingesammelt zum Herd einheizen. Die Natur schenkt uns so viel, ich denke noch gerne an Großlobming zurück,als ich dich beim Seminar erleben durfte,
    vielen Dank Eva

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Liebe Eva,

      Ich bin ganz gerührt davon, wieviel mir die Leute an schönen Kindheitserinnerungen mit ihrer Oma berichten. Das sind so viele schöne Geschichten. …und für Großlobming läuft übrigens gerade die Terminplanung für 2018 – ich komme also wieder 🙂

      Vielen lieben Dank für Deinen schönen Beitrag!

      herzliche Grüße,

      Alfred

      Antworten
  11. Michael sagte:

    Hey Alfred,

    eine schöne Geschichte. Ich finde es wunderbar wie du deine Oma zu Wort hast kommen lassen. Ich finde wir könnten heutzutage vieles lernen von unseren „Alten“. Wenn wir ihnen so wie du bewusst zuhören und ihnen „Zeit“ schenken… wir bekommen es vielfach zurück!

    Alles Liebe und Danke fürs Teilen dieser Geschichte!

    Michael

    Antworten
    • Alfred Zenz sagte:

      Lieber Michael,

      Ja, Du hast es noch einmal schön gesagt, womit ich diesen Artikel abgeschlossen habe. „Das größte Geschenk, dass Du jemandem machen kannst ist Zeit.“ Und dieses Geschenk beruht wahrlich auf Gegenseitigkeit 🙂

      Danke für Deinen Beitrag!

      herzliche Grüße,

      Alfred

      Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] So erzählt z.B. meine 1917 geborene Großmutter aus Übelbach noch, dass, wenn es um schwere Krankheit oder Verletzungen ging, sie stundenlang zu Fuss zur „Lammer-Resi“ nach Passail (einem Ort nördlich von Graz) wanderten. Von dieser Kräuterfrau erhielten sie Heilkräuter in Form von Tees, Tinkturen oder Salben. Mehr dazu siehe Artikel: „100 Jahre Wildkräuter – Meine Großmutter erzählt aus ihrem Leben“ […]

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