Wald-Engelwurz
Angelica sylvestris, Familie: Doldenblütler, Apiaceae
„Engelwurz erhellt den Geist, erwärmt die Seele, reinigt die Aura und verbessert die persönliche Ausstrahlung.“ (Olaf Rippe, Pflanzenheilkundiger)
Die Übergangszeit zwischen Herbst und Winter ist eine Zeit wo sich gerne Erkältungskrankheiten und grippale Infekte einschleichen. Jetzt, wo wir zusätzlich mit dem Corona-Virus konfrontiert sind, ist es umso wichtiger bei guter Gesundheit zu bleiben. Wie durch „Zufall“ hält die Natur für uns genau zur richtigen Jahreszeit hier ganz wertvolle Pflanzenschätze bereit, die uns genau darin unterstützen.
Denn der Herbst ist auch Wurzelzeit, was heißt: Nicht nur Petersilie, Pastinak und Sellerie lassen sich zu dieser Zeit gut ernten, auch die Wurzeln vieler heimischer Wild- und Heilkräuter strotzen jetzt nur so vor Inhaltsstoffen. Ein ganz besonderes Kraut hierbei ist zumindest vom Namen her den meisten Menschen gut bekannt – Die Engelwurz.
Eine heilige Pflanze des hohen Nordens
Die heimische Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) kommt in ganz Europa vor, wächst hier in Berg- und Auwäldern, Schluchten, Sumpf- und Feuchtwiesen und besiedelt Regionen in bis zu 1.800m Seehöhe. Ihre große Schwester, die Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica) wird vielerorts in den Gärten angebaut und stammt ursprünglich aus den kühl-gemäßigten Regionen Nordeuropas. Erst im Mittelalter wurde sie als kostbare Handelsware von Skandinavien bis ins Morgenland ausgeführt.1
Denn die christlichen Missionare erkannten schnell die Heilkraft dieser Pflanze und weihten sie sogleich dem Erzengel Raphael. Der Name „raphael“ stammt aus dem hebraischen und bedeutet übersetzt so viel wie: „Gott heilt“ 2
In ihrer Heimat, den Ländern wie Dänemark, Norwegen Schweden oder Island wurde die großwüchsige Pflanze seit jeher hoch geschätzt und wurde sogar als Gemüse angebaut. Man verwendete die jungen Blattstängel oder gab das Wurzelpulver als Gewürz mit ins Brot. Sie war so sehr von Bedeutung, dass es in Island sogar per Gesetz verboten war, bei anderen die Wurzel auszugraben.1
Warum man sie getrost als „Ginseng des Westens“ bezeichnen kann
Arznei- und Wald-Engelwurz sind in ihrer Wirkung sehr ähnlich, weshalb ich einfach von „Der Engelwurz“ spreche.
Eine vielnamige Heilerin
Die Engelwurz hat in der Volksmedizin viele deutsche Namen. Alle weisen auf ihre innewohnende Heilkraft hin. So ist einer ihrer alten Bezeichnungen beispielsweise:
- „Brustwurz“ – weil sie bei Husten und Bronchitis schleimlösend wirkt
- „Luftwurzel“ – weil sie Blähungen lindert
- „Giftwurz“ – weil sie wind-, harn-, und schweißtreibend und damit ausleitend und entgiftend wirkt; Sie fand einst Einsatz bei Blei- oder Schwermetallvergiftungen und soll auch bei Alkohol- und Nikotinvergiftungen Abhilfe schaffen3
- „Magenwurz“ – weil sie appetitanregend und verdauungsfördernd sowie insgesamt für das gesamte Verdauungssystem harmonisierend wirkt….
…In den klösterlichen Brauereien wurden aus Angelika deshalb magenwirksame Kräuterliköre gebraut, die bis heute bekannte Marken wie Boonekamp, Benediktiner, Chatreuse und andere Magenbitter hervorbrachten. Dem Tee, Likör oder Wein aus der Wurzel werden gute Erfolge bei Völlegefühl, Blähungen, leichten krampfartigen Magen-Darmstörungen und Magenbeschwerden zugesprochen, die etwa durch eine mangelhafte Bildung von Verdauungssäften herrühren oder durch Hetze, Ärger und Unruhe verursacht sind. Sie wirke vor allem dann, wenn Völlegefühl und Blähungen im Vordergrund der Beschwerden stehen, so der Apotheker M. Pahlow. Bei Magen- und Darmgeschwüren sollte sie dagegen nicht angewandt werden!3
Weitere Indikationen sind unter anderem:
- generell krampflösend, entzündungshemmend und immunstärkend
- bei Grippe, Pfeifferschem Drüsenfieber und anderen Viruserkrankungen
- fördert Darmdurchblutung, daher auch wirksam bei Colitis, Enteritis, Gastritis
- ist galleanregend und hilft bei Leber- und Galleleiden
- stärkt die Bauchspeicheldrüse
- äußerlich als schmerzstillende Einreibung bei Rheuma und Gicht, Muskel- und Nervenschmerzen
- regt die Durchblutung des Unterleibs (Uterus) an und wirkt leicht menstruationsfördernd
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM), kennt die Engelwurz (Angelica sinensis) übrigens als „Dang-gui“, was übersetzt so viel heißt wie „richtige Ordnung“ oder „Wiederherstellung der Ordnung“. Sie harmonisiert das Chi im Körper. Die Engelwurz wird als Dang-gui in China angeblich noch häufiger verwendet als Ginseng selbst.1
Die Engelwurz ist heute noch in den meisten Magenbittern enthalten. Ansonsten wird sie in Europa naturmedizinisch nur mehr wenig genutzt.
Tatsächlich hat die Engelwurz eine wirklich spektakuläre Bandbreite an Wirkungen. Wofür sie aber einst am meisten geschätzt wurde, war ihre Bedeutung als Schutz- und Abwehrpflanze, sprich für die Stärkung des körpereigenen Immunsystems. So fand sie einst nicht nur Anwendung bei Cholera und Typhus sondern schrieb vor allem Geschichte als DIE Pflanze, „die dem Würgeengel der Pest gewaltig widersteht“.1
Einst ein Heilmittel gegen die Pest
Zwischen 1342 und 1452 raffte der schwarze Tod um die 40 Millionen Menschen dahin, was rund ein Drittel der damaligen Bevölkerung Europas ausmachte. Die Ärzte taten zu dieser Zeit alles menschenmögliche um sich von den „pestilenzialischen Lüften“ zu schützen. Sie hüllten sich in Wachstuchmäntel, trugen taucherbrillenartige Brillen und verhüllten ihr Gesicht mit Schnabelmasken.
In den Schnäbeln glimmten Kräuter mit ätherischen Ölen wie z.B. Wacholder, welche die Luft reinigen sollten. Zusätzlich empfahl der kräuterkundige Leibarzt Peter Matthiolius den „Schnabeldoktoren“ ein Stück Engelwurz-Wurzel zu kauen, damit die Pest ihnen nichts anhaben konnte. Eine Geschichte spricht sogar von den Vier Dieben, Leichenfledderern, die ihre Gesundheit erhielten indem sie sich vor jedem Raubzug mit einem Angelika-Kräuteressig einrieben und davon tranken.
Wo die Engelwurz wächst und wie du sie erkennst
Für eine Wildsammlung wirst du in unseren Breiten vor allem die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) finden. Sie liebt das Wasser und wächst daher gerne an feuchten Waldstellen und Wiesen, Auen und an Bachufern. Wie der Name schon sagt, wirst du sie bevorzugt in Waldnähe finden.
Blüten
Sie gilt mit ihren bis zu 2m hohen Blütenstengeln als eines unser größten Wiesen-Beikräuter. Ihre Blüten erscheinen im Juli, August wie halbrunde, grünlich-weiße bis leicht rosafarbene Teller mit einem Durchmesser von bis zu 20cm. Sie verströmen einen angenehm süß-aromatischen Duft und unterscheiden sich damit signifikant von dem sehr ähnlich aussehenden Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), dessen Blüten nach Katzenurin „duften“.
Blätter
Die Blätter der Wald-Engelwurz sind ihrem Pflanzenhabitus entsprechend sehr groß, im Umriss 3eckig und können eine Länge von bis zu 60cm erreichen. Ein Blatt ist aus vielen einzelnen, kleinen Blättchen zusammengesetzt.
Vor allem Blätter und Wurzel verströmen einen intensiven, stark aromatischen aber durchaus angenehmen Geruch. Es ist darauf hinzuweisen, dass die ganze Pflanze Furanocumarine enthält – Inhaltsstoffe, die in Verbindung mit Sonnenlicht bei Berührung zu Hautreizungen führen können.
!ACHTUNG! Die Blätter und Wurzel der Engelwurz könnten von einem Laien mit denen des gefährlich giftigen Wasserschierlings verwechselt werden! Wildsammlungen sind daher immer nur in Begleitung eines pflanzenkundigen Menschen durchzuführen!
Wie du die Engelwurz am besten erntest, verarbeitest und für dich erfolgreich anwendest
Die Ernte
WAS
Der heilkräftigste Pflanzenteil ist ihre Wurzel. Dazu musst du wissen, dass die Wald-Engelwurz eine zweijährige Pflanze ist. Das heißt im ersten Jahr bildet sie eine Blattrosette aus, um dann im zweiten Jahr in die Blüte zu schießen. Dich interessiert die Blattrosette OHNE Blüten – also die Pflanzen des ersten Jahres.
WANN
Die Ernte erfolgt entweder im Herbst des ersten Jahres (September, Oktober) oder zu Beginn des zweiten Jahres VOR der Blütenentwicklung (März, April), wo die ganze Kraft noch in der Wurzel steckt. Ich beachte gerade bei solch heilkräftigen Pflanzen gerne astrologische Einflüsse. Wurzeln erntest du dazu bevorzugt zu den Tagen um Neumond herum. Die beste Tageszeit dafür ist zu Sonnenaufgang.
WIE
Die meist flache und von der Form her krakenartig auseinanderlaufende, hellbraune bis fast weißfarbene Wurzel lässt sich am besten mit einem Spaten ausgraben und dann vorsichtig von der umgebenden Erde befreien. Die Wurzel selbst schmeckt brennend scharf und erinnert im Geschmack etwas an Sellerie oder Möhre, die der gleichen Pflanzenfamilie angehören.
Solltest du sie von einem Wildstandort ausgraben, dann achte bitte darauf, dass du nur so viel nimmst wie du brauchst und immer genug andere Pflanzen stehenlässt!
Die Verarbeitung zu einem immunstärkenden Tee
Du kannst die Engelwurz-Wurzel auf verschiedenste Art und Weise verarbeiten. Zum Beispiel zu Kräuterlikör, als Tinktur oder als Schnaps zum Einreiben. Eine der einfachsten und wirksamsten Möglichkeiten ist, aus ihr einen Tee zu bereiten. Gerade jetzt zur feuchtkalten Übergangszeit zwischen Herbst und Winter dient er als hervorragende Vorbeugung gegen grippale Infekte und sonstige Viruserkrankungen.
- die Wurzel von den Blättern befreien und waschen
- in kleine Stücke schneiden und an einem schattigen aber trockenen Ort (z.B. Dachboden) etwa 14 Tage lang trocknen lassen
- die getrockneten Wurzeln in ein Glas geben und lichtgeschützt aufbewahren
- für den Tee reichen ein bis zwei Teelöffel getrocknete Wurzel auf 1/4 bis 1/2 Liter Wasser für mein Empfinden völlig (am besten selbst ausprobieren wie intensiv du ihn möchtest)
- die Wurzeln mit dem Wasser kalt ansetzen und bis um Sieden erhitzen
- damit die Inhaltsstoffe gut gelöst werden lasse ich das Wasser auf niedriger Flamme um die 5 Minuten lang köcheln und danach nochmal 5 Minuten lang ziehen
- der Tee bekommt dann eine klar-gelbe Färbung
- 2-(3) Tassen pro Tag trinken (aber nicht länger als 3 Wochen am Stück)
Wurzelstücke (der meist chinesischen Engelwurz – Angelica sinensis) bekommst du in der Apotheke zu kaufen.
Eine Wurzel im Zeichen der Sonne
Wenn du die Wurzel jetzt tatsächlich selber gesammelt und verarbeitet hast, wird dir aufgefallen sein, dass sich beim Schneiden ein intensiv gelber „Milchsaft“ zeigt. Es ist eigentlich ein ätherisches Öl, das unter anderem für den brennend scharfen Geschmack der Wurzel verantwortlich ist.
Der englische Kräuterarzt Nicolas Culpeper (1616-1654) schrieb dieser Signatur übrigens der Sonne zu. Es sei die in der Pflanze gebündelte Sonnenkraft, die sie dem Menschen wieder zuführen kann. „Sie stärkt unseren Willen, damit wir das, was uns zustößt besser verdauen können.“ Und die Kräuterexpertin Susanne Fischer-Rizzi verschreibt Angelika-Essenz aromatherapeutisch als aufbauendes, stärkendes Mittel gegen das „Sich-Aufgeben“ und zur Stärkung der Entscheidungskraft.
In jedem Fall wirst du schnell merken, dass dir die Engelwurz nicht nur auf der körperlichen sondern auch auf der seelischen Ebene sehr gut tut. Vielleicht hast du mit ihr ja jetzt nicht nur ein immunstärkendes Heilkraut für dich gefunden sondern auch einen Pflanzenverbündeten, der dir einem Schutzengel gleich, in schwierigen Lebensphasen beisteht.
Weshalb die Engelwurz für die wärmende Kraft der Sonne steht, was sie mit Schutz, der Kraft der Liebe und geistiger Führung zu tun hat und wie du aus ihr eine heilkräftige Tinktur ansetzen kannst um während der dunklen Wintertage ganzheitliche Stärkung für Körper, Geist und Seele zu erhalten, all das erfährst du im Artikel: „Die Engelwurz feinstofflich – Die Kraft der inneren Sonne“
Viel Kraft, Sonne und innere Wärme wünsche ich dir in diesen ganz besonderen Zeiten!
Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Herzlichst,
Alfred Zenz Jun. – Der Seelengärtner
Quellen:
1 STORL, Wolf-Dieter: Mit Pflanzen verbunden- Meine Erlebnisse mit Heilkräutern und Zauberpflanzen. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, 2005
2 Behind the name: https://www.behindthename.com/name/raphael
3 M. PAHLOW: Das grosse Buch der Heilpflanzen. Weltbild Verlag, Augsburg
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Trackbacks & Pingbacks
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[…] Welche Heilkräfte ihr innewohnen, warum sie zu Zeiten der Pest als eine der wichtigsten Abwehrpflanzen galt und wie du sie sammelst und aus ihren Wurzeln einen immunstärkenden Tee bereitest, all das findest du in dem Artikel: „Die Engelwurz – Gesund in den Herbst mit dem Ginseng des Westens“ […]
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Lieber Alfred Zenz,
mir kommt gerade die Idee, die Engelwurz an die Wasserleitung zu binden. Könnte ein guter Schutz sein 🙂 Geh in dieser seltsamen Zeit entschlossen den sauberen und lichtvollen Weg des Seelengärtners – es wird und möge es weiter optimal gelingen, was Du den Menschen mitgibst. Es steckt so viel mehr in deiner Arbeit.
Liebe Birgit,
Ja, Angelika ist in jeder Hinsicht eine gute Schutzpflanze. Und danke für deine aufbauenden Worte. Ja, bin dabei mich immer mehr in dem zu finden, was ich als meinen Herzensweg bezeichne.
mit lieben Grüßen, Alfred
Hallo Alfred, vielen Dank, dass Du Dein Wissen mit uns teilst. Es ist doch immer wieder erstaunlich was man alles in der Natur findet. Noch erstaunlicher ist, wie man das zu einem schmackhaften Essen verarbeiten kann.
lg
Mach ich gerne 🙂 Schön auch, dass du die Engelwurz offenbar auch als kulinarische Delikatesse für dich entdeckt hast…und so wie ich es deiner emailadresse entnehme auch als Brotwürzmittel. Danke fürs Teilen!
alles liebe, Alfred
Es gibt soviel gutes Zeug in unserer Natur. Der Engelwurz gehört natürlich auch dazu. Vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag.
Liebe Antje,
Ja, die Natur beschenkt uns wahrlich sehr reich. Vielen lieben Dank für deinen Beitrag!
liebe Grüsse, Alfred