Das Keltische Baumhoroskop – Wahrheit oder Mythos?

„Ich hätte gerne eine Linde/Ulme/Eiche etc. in meinem Garten, das ist nämlich mein Geburtsbaum.“ Diesen Wunsch hörte ich zu der Zeit als ich noch Gärten gestaltete besonders oft.

Wir lieben es, uns in den Tugenden und Charaktereigenschaften unserer „Horoskopbäume“ wiederzufinden. An den „Geburtsbäumen“, die wir für unsere Kinder gesetzt haben, meinen wir sogar zu erkennen, wie es unseren Sprösslingen gerade geht. Inzwischen gibt es in Österreich und Deutschland bereits zahlreiche „Keltische Baumkreise“ als Sinnbild eines uralten, überlieferten Naturkalenders.

Stellt sich nur mehr eine Frage:
Entspringt dieser Baumkalender wirklich einer jahrtausendenalten Tradition oder ist es gar nur eine Schöpfung unserer modernen Welt?

Warum man ein bißchen zweifeln darf

Es gab einen Punkt, wo mir irgendwann die Olivenbaum-Geborenen leid taten. Im Garten wächst die Olive nicht, weil sie bei uns nicht winterhart ist. Was setzt man stattdessen? Gott sei dank sind die Olivengeborenen mit dem 23. September als einzigen Tag(!) da selten.

Ähnlich ging es mir mit der Zypresse. Wie kommen die nordischen Völker, die angeblich so ortsbezogen waren, überhaupt zu mediterrane Pflanzen?

Zudem erschienen mir die Daten sehr komplex – etwas zu komplex für ein „uraltes“ System. Und am allermeisten fehlte mir der heiligste Baum unserer keltischen Vorfahren überhaupt: Die Eibe

Wo der Ursprung des Keltischen Baumhoroskops liegt

Das keltische Baumhoroskop hat seinen Ursprung im Buch „Die weiße Göttin“ des britischen Schriftstellers und Dichters Robert von Ranke-Graves, das 1948 erschien. Seinen Ausführungen lag das lange Zeit mündlich überlieferte altirische Baumalphabet „Beth-Louis-Nion (Birke-Eberesche- Esche)“ zugrunde. Es soll zugleich die Funktion eines dreizehnmonatigen Mondkalenders haben. Von diesen Quellen ausgehend rekonstruierte er den „Keltischen Baumkalender“, der angeblich 5000 Jahre alt ist.

Die Daten ergeben letztlich eine verblüffende Übereinstimmung zwischen Baumbrauchtum und den Bräuchen der Jahreszeiten.

Der deutsche Tarot- und Esoterik-Autor Bertram Wallrath meint dazu: „So könnte also ein keltisches oder gallisches Horoskop ausgesehen haben, wenn es eine gesicherte Überlieferung gäbe.“

Keltischer Baumkalender nach Robert Graves

Wie wahr sind die modernen Baumhoroskope?

Die heute bekannteste Form des Baumhoroskops geht auf eine Artikelserie der französischen Journalistin und Regisseurin Paula Delsol zurück, die 1971 im Auftrag des Mode- und Lifestyle-Magazins „Marie Claire“ eine Reihe von Horoskopsystemen erfand, die „alten“ Kulturen nachempfunden waren. Eines davon war das „Keltische Baumhoroskop“ nach Robert Graves.

Cupressus sempervirens, Toscana-Zypresse

Echte Zypresse (Cupressus sempervirens)

Darauf basierend erschien 1984 die erste deutsche Ausgabe des Baumhoroskops unter dem Titel: „Bäume lügen nicht. Das keltische Baumhoroskop“ von Annemarie Mütsch-Engel. Die Ausgabe des Buches berief sich auf eine „uralte“ Textradition, war tatsächlich aber erfunden.

Ein Übersetzungsfehler, der den in Frankreich weit verbreiteten Zürgelbaum (Celtis australis) zur Zeder (Cupressus sempervierens) machte, deckte den Schwindel auf.

Die Zeder war den Kelten unbekannt und wurde erst im 17. Jahrhundert in England angepflanzt. Aufgrund dieses Fehlers ist die Zeder bis heute Bestandteil der meisten „keltischen“ Baumhoroskope im deutschsprachigen Raum geblieben. Dafür fehlt die tatsächlich in der keltischen Mythologie belegte, als heilig angesehene Eibe im Horoskop.

Alle weiteren, jüngeren Veröffentlichungen von „Keltischen Baumkalendern“ oder gar „Baumhoroskopen“ gründen letztendlich auf diesen Quellen, die jeglicher Beziehung zur Geschichte oder Tradition der Kelten entbehren.

Nach welchem Kalender die Kelten wirklich lebten

Unsere keltisch-germanischen Vorfahren waren zutiefst mit der Natur verbunden. Für sie war alles beseelt, alles lebendig und ihr Jahr mit allen Festen und Feiern, richtete sich nach Sonne und Mond (siehe dazu auch den Artikel „Halloween, Allerheiligen, Samhain“).

Das dreiteilige Universum wurde selbst als ein lebender Baum, als eine kosmische Eiche gedeutet. Die Sonne wandelt im Jahreskreis von den dunklen Wurzeln (zur Wintersonnenwende) hinauf zum durchlichteten Wipfel (zur Sommersonnenwende) der Welteiche, um dann erneut hinabzusteigen. Jedes Dorf, jeder Stamm hatte einen Repräsentanten dieses Weltenbaumes, unter dem der Stammeskönig bei der Ratsversammlung tagte. Jede Gegend hatte ihren heiligen Wald (Nemeton), der als Weiheort diente und in dem die Weisen, die Druiden, wohnten. Das waren die „Kathedralen“ unserer naturverbunden Vorfahren – die heiligen Haine. Für sie waren die Bäume beseelt und sie ordneten ihnen sogar gewisse Gottheiten zu. Überliefert sind z.B. Deus robor, der Eichengott, Fagus, der Buchengott oder Abellio, der Apfelgott.

Diese „Gottheiten“ hatten innewohnende Heilkräfte, die sie den Menschen darboten. So galt die Birke im zeitigen Frühjahr als „Lichtbringerin“ und belebte mit ihrem erfrischenden Birkensaft. Im Mai war sie als Maibaum Symbol der Fruchtbarkeit und Vitalität. Reisigbesen aus Birke verwendete man um energetisch zu reinigen und zu „klären“. Das alles erkannten die Kelten als die grundsätzliche Wesensart der Birke.

Die Kelten orientierten sich also sehr wohl an Bäumen. Die Bäume setzten für sie mit ihrem Ergrünen, mit ihrem Blühen, ihrem Fruchten, ihrem Laubfall und ihren Ruhephasen genaue Zeichen des Zeitenwandels. Den keltischen Baumkalender gab es so gesehen also wirklich.

Nur war es für diese Menschen eine direkt beobachtbare Erfahrung, nichts Erdachtes oder Errechnetes. Ihr Leben richtete sich nach dem Rhythmus der Natur und nicht nach fix festgelegten Daten oder einem zeitlich beschränkten „Baummonat“.

Dieser Kalender brauchte nicht aufgeschrieben zu werden, die Erde schrieb ihn selbst in einer Schrift fließender, im Jahresrhythmus sich ständig wandelnder, lebendiger Bilder auf. Das war die „Schrift“, die die Waldweisen mit großem Verständnis lesen konnten. (Storl, Pflanzen der Kelten)

Heiliger Hain, Auwald

„Heiliger Hain“, Auwald in der Südsteiermark (Österreich)

Wie Dir Dein „Geburtsbaum“ Kraft schenkt

Dass es das „Keltische Baumhoroskop“ so nicht gab, heißt noch lange nicht, dass es keine wertvolle Rolle in der heutigen Gesellschaft hat.

Sobald Du Dich in den Charaktereigenschaften Deines Geburtsbaumes siehst und Dich davon berührt fühlst, verbindest Du Dich mit dem Wesen des Baumes. Wenn das geschieht, bist Du in einer liebevollen und kraftspendenden Beziehung mit Deinem „Geburtsbaum“. Und alleine schon, wenn Du jemanden, seinen „Geburtsbaum“ als Geschenk machst, legst Du damit vielleicht das Fundament einer lebenslangen Liebesbeziehung:-)

Abgesehen davon bin ich immer wieder selbst erstaunt, wie manche Bäume doch zu manchen Menschen passen:-)

Wie Du das „Keltische Baumhoroskop“ für Dich nutzen kannst

Einen Baum zu pflanzen bedeutet einen Impuls für Dich, für Deine Lieben, für Deine nähere Umgebung, letztendlich für die ganze Welt zu setzen.

Und das „Keltische Baumhoroskop“ weist nur darauf hin, dass jeder Baum eine ganz bestimmte Qualität und „Weisheit“ in sich trägt. Mit wieviel Kraft dieser Impuls in die (Menschen)-welt gelangt, entscheidet letztendlich Deine Bewusstheit – Deine bewußte Beziehung mit dem Baum als Wesen.

Werde wieder zum/zur Waldweisen und erfahre die Baumenergien am eigenen Leib. Dann wird Dein „Geburtsbaum“ zum lebendigen Lebensbaum, Der Dein Herz berührt!

Ich freue mich auf Dein Kommentar!

herzliche Grüße,

Alfred Zenz jun. – Der Seelengärtner

PS: Bücher zum Thema Baum und Baumenergien findest Du auf meiner Literaturempfehlungs-Seite