100 Jahre Wildkräuter – Meine Großmutter erzählt aus ihrem Leben
Im August 2017 interviewte ich meine Großmutter Susanne Url zu ihrem hundertsten Geburtstag. Der darauf folgende Artikel erzielte eine unglaublich große Reichweite. Die Worte meiner Großmutter bewegten viele Menschen – Jung wie Alt – und berührten so manches Herz. Eineinhalb Jahre später, am 25. Jänner 2019, starb sie friedlich in den Armen ihrer Tochter Aurelia. Ich empfinde es als ein großes Geschenk, dass ich sie noch zu Lebzeiten interviewen durfte um ihr Wissen und ihre Weisheit in schriftlicher Form für die Nachwelt zu bewahren. So ist das folgende Interview von ganzem Herzen meiner Url-Oma gewidmet.
„Damals konntest du nicht viel zum Doktor gehen. Bei uns haben sich die Leute selbst geholfen, die haben selber gewusst, die Kamille ist für dies und der Spitzwegerich ist für das. “ (Susanne Url)
Mit Wild- und Heilkräutern aufgewachsen
Sie sitzt entspannt da, ihre alten, gezeichneten Hände in den Schoß gelegt. Sie wurde am 02. August 2017 100 Jahre alt (!), auch wenn sie nicht so auf mich wirkt. Ihr schelmisches Lächeln erinnert eher an ein aufgewecktes Mädchen. Für ihr Alter ist sie noch unglaublich fit und vital. Auf die Frage, ob es ihr gutgeht, sagt sie nur: „Oh ja, die Füsse wollen halt nicht mehr überall mit.“
Mit ihren 100 Jahren steigt sie sogar noch ganz alleine die steile Treppe hinauf in den ersten Stock und näht uns Enkeln nach wie vor warme Winter-Wollsocken zu Weihnachten. Aber sie ist nicht nur körperlich fit, auch ihr Geist ist von erstaunlich reger Natur und weiß noch unglaublich Spannendes von längst vergangener Zeit zu berichten. Heute mache ich etwas, was ich schon seit Jahren vorhabe und bis jetzt noch nie schaffte – Ein Interview mit meiner Grossmutter aus Übelbach in der Steiermark.
Ich kann mich gut erinnern, als ich sie im Jahre 2014 nach meinem Berufswechsel vom Gartengestalter hin zum Seelengärtner einmal besuchte. Neugierig fragte sie mich damals, was denn das sei – ein „Seelengärtner“ – und was ich denn da mache. Ich erklärte ihr, dass ich den Menschen die Wilde Natur näher bringe. Als Beispiel dazu erwähnte ich die Wildkräuterwanderungen, wo ich den Leuten zeige, was sie an sogenannten „Unkräutern“ essen und verwerten können. Ungläubig schaute sie mich damals an und fragte erstaunt: „Des is a Beruf??“ (auf gut Deutsch: „Das ist ein Beruf??“). Es war ein bißchen so, als ob ich erzählte, dass ich mein Geld damit verdiene den Menschen den Unterschied zwischen Sonne und Mond zu erklären. Für sie war die Welt der Wild- und Heilkräuter etwas so Selbstverständliches wie die Luft zum Atmen. Etwas, mit dem sie seit ihrer Kindheit aufgewachsen ist.
Wie man sich mit Asche die Zähne putzt, warum Holzhacken gegen Wehenschmerzen hilft und was ihr Geheimnis für ein gesundes, langes Leben ist – das alles erfährst Du im folgenden Gespräch.
Ich führte das Interview gemeinsam mit meiner Oma, der Mutter meines Vaters Alfred Zenz sen. (geb. 1935), Susanne Url, und ihrer Tochter Aurelia, die ich kurz Reli nenne. Mit ihren inzwischen 76 Jahren weiß auch sie viel von ihrer Kindheit und der damaligen Zeit zu berichten und unterstützt meine Grossmutter beim Erinnern und Erzählen.
Im Gespräch mit einer 100jährigen
Liebe Oma, du bist am 02. August 100 Jahre alt geworden! Das ist ja nichts Selbstverständliches. Wie geht es Dir so im Alltag? Bist du noch gut beinander?
Oma: „Ja, finde ich schon. Ich meine, ich kann gut schlafen. Die Füße machen halt nicht mehr so mit und das Kreuz tut halt manchmal weh.“
Aber du gehst noch immer die Stufen rauf? (Anm.: Die Stufen in den oberen Stock, wo sie auch schläft. Es sind wirklich sehr steile Stufen!)
Oma: „Ja sicher! 3 Mal am Tag! Und wenn es schön ist, dann gehe ich wieder runter zum Sitzen. Dann geh ich wieder rauf, hör die Reli (Anm.: ihre Tochter) schreien, dass es einen Kaffee gibt und geh wieder runter in die Küche. Bewegung ist wichtig, weißt du! Viel zum Sitzen darf man halt nicht anfangen, dann werden die Füsse steif.“
Ja, und du bist ja auch noch ganz fit im Kopf, so scheint mir, oder?
Oma: „Ja, das hoffe ich! Manchmal sag ich halt auch einen Blödsinn 🙂
Ich glaube, das tun wir manchmal alle (lache). Liebe Oma, ich möchte dich heute gerne ein bißchen über die Heilkräuter befragen. Mein Vater hat mir bis jetzt immer wieder davon erzählt, wie er als Bub Kräuter sammeln gegangen ist. Hattet ihr damals so etwas wie eine Hausapotheke?
Oma: „Ja, für Tee haben wir gesammelt, wenn mal wer erkältet war. Es war ja damals Kriegszeit, du hast ja nichts gekriegt. Das chemische Klumpat (Anm.: synonym für minderwertiges Zeugs), das hätt vielleicht mehr geschadet als es geholfen hätte. Da hat man doch lieber Kräuter gesammelt, nicht?“
Wie war das denn damals eigentlich mit dem Arzt? Hattet ihr einen Arzt, wo ihr hingehen konntet?
Oma: „Na, wir hatten schon einen Arzt, einen Gemeindearzt. Aber wir haben nicht oft einen Arzt gebraucht.“
Reli: „Ach, alle paar Jahre mal vielleicht. So weit ich mich erinnern kann ist der nie gekommen.“
Und der Arzt, hat der mit Kräutern gearbeitet?
Oma und Reli (schütteln beide den Kopf): „Nein, nein überhaupt nicht.“
Reli: „Nein. Weißt du, früher sind wir oft zur Nachbarin gegangen und haben uns was ausgeborgt, wenn wir was gebraucht haben. Weißt, früher haben sich die Frauen untereinander ausgeholfen.“
Dein Mann, also mein Großvater, der hat ja auch Lärchenpech gesammelt, so viel ich weiß. Wie habt ihr das denn genau verwendet? (Anm.: Lärchenpech ist das Harz der Lärche)
Oma: „Salben haben wir daraus gemacht. Für Wunden und so, oder wenn du irgendwo ein Geschwür oder so gehabt hast, dann hast du das aufgetragen und mit einem Verband fixiert. Ein Doserl davon hatten wir immer zuhause.“
Und habt ihr dann überhaupt jemals so etwas wie Antibiotika genommen?
Oma: „Anti…Was?“ (Sie versteht das Wort nicht)
Reli übernimmt die Antwort: „Wir haben immer Krenn (Anm.: Meerrettich) genommen. Wenn wir verkühlt waren, haben wir die Wurzel in Radeln aufgeschnitten und die dann aufgefädelt und um den Hals gehängt. So, dass man sie ständig riechen kann. Das waren unsere Antibiotika.“
Aber auch als Kind, habt ihr da nie Antibiotika nehme müssen…(ich schaue meine Oma an)…hast du überhaupt jemals Antibiotika genommen?
Oma: „Nein. Weil, wenn du diese Anti…dieses starke Zeug da, die Antibiotika nimmst, dann helfen die Kräuter nicht mehr! Da sind die Kräuter dann viel zu schwach.“
Habt ihr denn nicht irgendwann einmal eine gefährliche Krankheit gehabt, wo wer daran hätte sterben können?
Oma: „Ernstlich krank waren wir nie, auch der Vater (Anm.: ihr Ehemann) nicht.“
Reli (denkt nach): „Ich hatte einmal Lungenentzündung gehabt, da ist dann schon der Arzt zu uns nach Rastbühel (Anm.: Heimatort) raufgekommen. Dann hat er mich einmal ordentlich zusammengeschimpft (Anm.: getadelt), weil ich so geschrien habe und dann ist er wieder gegangen. Und dann ist der Vater am nächsten Tag gleich zur Lammer-Resi (Anm.: die Kräuterfrau von Passail, einem Ort nördlich von Graz) gegangen. Und die hat einen Tee zusammengestellt, während die Oma Brustwickel gemacht hat.“
Also gab es eine Kräuterfrau, wo ihr hingegangen seid. Was war eigentlich mit den Essbaren Wildkräutern, wie Giersch, Brennnessel, usw.
Reli: „Damit haben wir nur Tee gemacht und so.“
Aha, also nur als Heilkraut verwendet, nicht gesammelt und gegessen?
Reli: „Genau“
Wart ihr da eine Ausnahme, dass ihr selbst die Kräuter und das Lärchenpech gesammelt habt oder haben das alle Leute hier gemacht?
Oma: „Nein, nein, das haben nur wir so gemacht. Aber grundsätzlich konnten die Leute früher nicht viel zum Doktor gehen, das hast ja selber zahlen müssen – das war zu teuer! Bei uns haben sich die Leute selber geholfen. Tee gemacht oder wenn es notwendig war Umschläge gemacht, eingewickelt, rein ins Bett, schwitzen und am nächsten Tag ist es wieder besser gegangen. Wir haben selber gewusst, die Kamille ist für dies und der Spitzwegerich für das. Und das haben wir halt gesammelt und hatten immer einen Vorrat davon zuhause, auch für den Winter. Und wenn wir es nicht gebraucht haben, dann haben wir es halt den Kühen gegeben.“
Reli: „Bei uns war es so: Zuerst sind die Menschen dran gewesen mit dem Tee. Den hat man dann nicht weggeschüttet, sondern anschliessend dem Tier gegeben. Da war das Vieh fast gleichgestellt wie der Mensch.“
Ja, und wie war das mit dem Zahnarzt?
Reli (erinnert sich an den Zahnarztbesuchs ihres Vaters): „Wieviel hat denn damals der Vater für seine Zähne gezahlt und mit was, weißt du es noch Oma? Mit einem Kitzerl (Anm.: Junge Ziege) oder?“
Oma: „Ach so, ja. Es war ja damals so eine schlechte Zeit, da hast du selber drauf schauen müssen auf dich. Der Zahnarzt war froh, wenn er ein Fleisch bekommen hat. Und wir haben damals eine Goass (Anm.: Ziege) gehabt und ein Kitzerl und das haben wir abgestochen und ihm gegeben.“
Reli: „Der Vater hat sozusagen mit dem Kitzerl seine ganze Zahnprotese bekommen.“
Was war denn das für eine Zeit, von der ihr redet? Gabs da überhaupt schon eine ordentliche Zahnpflege?
Reli: „1945, 1946/47. Ja, das war früher schon alles möglich. Und Zahnpflege, die hat man sich selber zusammengestellt. Der Vater hat sich immer mit Asche seine Zähne geputzt.“
(Ich ungläubig) Mit Asche!?
Reli: „Ja, mit Flugasche.“
Oma: „Das hat mein Stiefvater auch gemacht, das haben wir alle gemacht. Zahnbasta hat es vielleicht schon gegeben, aber du hättest sie dir eh nicht kaufen können.“
Reli: „Auf der Asche ist oben drauf so eine lockere Schicht. Das ist die Flugasche, die kannst du wegblasen und die ist auch nicht scharf. Die andere Asche kannst eh nicht gut blasen. Die Zahnbürste wurde in die Asche getunkt und damit haben wir Zähne geputzt, das weiß ich.“
Aber wenn so gut wie nie der Arzt gekommen ist und sich den eh niemand leisten konnte, dann frage ich mich, wie das denn mit den Geburten vonstatten ging? Bist du zum Gebären nie im Krankenhaus gewesen, Oma?
Oma: „Nein, da war schon immer irgendwo eine Bäuerin, die selbst schon Kinder hatte oder selbst schon einmal dabei gewesen ist bei einer Geburt und sich ein bißchen ausgekannt hat. Dann ist das schon gegangen.“
Reli: „Im Grunde genommen ist es eh natürlich. Heutzutage macht man so ein großes Ding draus.“
(Ich zu Reli gewandt) Und wie war das bei deiner Geburt mit der Hebamme? Da weiß ich, da gibt´s ja eine besondere Geschichte dazu, oder?
Oma: „Ja, die Hebamme ist gekommen, als das Kind schon da war (lacht). An dem Tag, ich glaube es war Pfingsten, da war der ganze Hof gerade voll mit dem Geäst, das wir vom Wald runtergezogen haben. Wir mussten das weghacken (Anm.: kleinhacken und verarbeiten), damit wir überhaupt in den Keller hineingekonnt haben. Und da habe ich als Hochschwangere auch fleissig gepeckt (Anm.: gehackt). Und dann habe ich plötzlich gespürt, dass ich Wehen kriege und bin losgerannt. Schnell, dachte ich mir, noch für den Vater (ihren Mann) das Nachtmahl richten. Es war ja schon nach 4, ist bald 5 Uhr geworden. Dass er was zum Essen hat, wenn er von der Arbeit heimkommt. So habe ich schnell einen Salat geholt, das Vieh in den Stall gebracht und geschaut dass die Kinder ins Bett kommen. Das habe ich gerade noch zusammengebracht und mich dann ins Bett gelegt – und dann war sie da – die Reli!“
Aber warum ist denn dein Mann überhaupt fort gewesen an diesem Tag? Du warst ja hochschwanger und das Kind konnte jeden Moment kommen, oder?
Reli: „Ja, heute bleibt ein Mann zuhause, wenn so etwas wäre. Damals hat man die Frauen alleine gelassen mit den Kindern. Da hast du keine Zeit gehabt zum Nachdenken. Und ich finde, als Frau hast du sehr viel zum Denken gehabt, damit alles am Hof läuft.“
Aber nur damit ich das richtig verstehe: Jedesmal, wenn du Wehen bekommen hast, Oma, bist du rausgegangen Holz hacken?! Ich kann mir das nicht vorstellen.
Reli: „Ja, wenn sie Wehen bekommen hat, hat sie wieder einen Ast (Anm.: Ein Stück Feuerholz) gehackt und hat den Schmerz damit übertrumpft.“
Oma: „Damals hast halt müssen Bewegung machen. Und je mehr Bewegung du gemacht hast, desto weniger hast du gespürt. Heute wartest du als Frau ja, und wenn eine Wehe kommt, ja, die tut dann ordentlich weh!“
Reli: „Ja, heute nehmen die Frauen halt Schmerzmittel oder bekommen Infusionen..das war ja damals alles nicht.“
Habt ihr damals eigentlich auch so etwas wie Schafgarbe und Beinwell verwendet?
Oma: „Ja, Schafgarbe hat den Stoff drinnen, was zusammenzieht. Bei Wunden und Verletzungen haben wir Schafgarbe gekocht, einen Fetzen mit gekocht, aufgelegt, drüber gebunden. Der Schmerz hat dann schon nachgelassen – das war ja wichtig, nicht?“
Heute weiß man, ist die Schafgarbe eines der wichtigsten Mittel bei Menstruationsbeschwerden, habt ihr das damals gewusst?
Oma: „Ja, natürlich.“
Verwendete man Kräuter auch bei seelischen Leiden, wie z.B. heutzutage Johanniskraut als Unterstützung bei Depressionen?
Reli: „Es hat damals nicht viel Depressionen gegeben. Da hat jeder schauen müssen, damit er über die Runden kommt, damit er wieder was zu essen und zum Anziehen hat. Da bleibt alles andere im Hintergrund.“
Okay, zusammengefasst habt ihr also die Wildkräuter vor allem zu Heilzwecken verwendet. Dann habt ihr sicher auch Tinkturen gemacht und Salben, oder?
Oma und Reli: „Ja, Arnika-Salben und Arnika-Tinkturen haben wir gemacht. Für die Salben nahmen wir meistens Schweineschmalz oder Hasenfett. Damit wird die Salbe noch viel feiner. Darin haben wir die Kräuter schön langsam und nicht zu heiß gekocht bzw. geröstet. Das Fett ist dann schön gelb geworden. Dann liessen wir es mitsamt den Kräutern über Nacht stehen, damit es noch gut ausziehen kann. Am nächsten Tag haben wir das Fett dann abgesiebt und das war dann die fertige Salbe.“
Und wie lange haben die Salben gehalten?
Reli: „Du, das ist alle Jahre frisch gemacht worden bei uns. Und wenn wirklich was übrig geblieben ist, dann haben wir das für das Vieh verwendet.“
Und wie habt ihr damit das Vieh behandelt?
Reli: „Du, oft waren die Kühe wundgetreten oder von den Bremsen (Anm.: blutsaugendes Insekt) zerstochen – die haben oft ganze Löcher in die Haut gebissen. Die haben wir dann eingeschmiert. Und für das hat der Vater dann das Lärchenpech-Öl verwendet, das haben die Bremsen und die Fliegen gemieden. Ja, früher hat das Vieh schon auch was mitgemacht. Manches Jahr war es nämlich auch sehr warm und die Kühe waren oft komplett zerstochen. Zudem haben sie sich oft zusätzlich verletzt, wenn sie wild durch den Wald gerannt sind. Und wenn es ein schlechtes Wetter gab, trat manchmal auch die Rotseuche auf. Das ist eine Art Nierenentzündung, wenn die Kühe wo zu lange auf kaltem Boden gelegen sind. Wir hatten immer damit zu tun, darauf zu schauen, dass das Vieh gesund bleibt.“
Und was habt ihr dann bei Rotseuche eigentlich gemacht?
Oma und Reli: „Erst einmal in Stall gestellt. Sie hatten ja auch Fieber. Dann haben wir meist mit Kamille und anderen Kräutern, die gerade verfügbar waren, einen Tee gekocht und sie damit eingerieben und auch zum Trinken gegeben. Jedenfalls mussten sie trocken und warm haben in der Nacht.“
Wow, das sind ja alles sehr spannende Geschichten. Liebe Oma, was ich dir zum Abschluss jetzt noch gerne fragen möchte: Was glaubst denn du, was dein persönliches Geheimnis ist, dass du mit 100 Jahren noch so fit und kräftig bist? So etwas wie: weil ich DAS gemacht habe bin ich so gesund geblieben.
Oma: „Naja du, wenn man irgendwie gläubig ist, würde man sagen, es ist Gottesgabe, dass du immer halbwegs gesund bist, dass du dies und jenes schaffen kannst. Und ich meine, es war vor allem meine gute Ehe! Eine gute Ehe führen, das ist wichtig, dass du gut mit deinem Lebenspartner zusammenpasst, alles ausreden kannst mit ihm und nicht ständig streiten musst. So richtig böser Streit, das hat es bei uns nie gegeben. Wir hatten immer eine glückliche Ehe!“
Reli: „Oma du musst sagen, dass du auch gute Gene gehabt hast, weil deine Großmutter auch 80 Jahre alt geworden ist – für die damalige Zeit ist das sehr viel! Und die hat ein Auto zusammengeführt, zu der Zeit! – das musst du dir einmal vorstellen!“
Aber das heißt, so wie ich das so heraushöre, ist das harmonische Miteinander in der Partnerschaft für dich ein ganz wichtiger Teil gewesen für deine körperliche Gesundheit…
Oma: „Ja, sicher, für alles! Auch von der Denkeinstellung her. Ich meine, da gibt´s so viele Leute, so viele Ehepaare, die sich gegenseitig nicht wirklich verstehen. Wenn du eine gute Ehe führen willst, dann musst du dich da richtig hineindenken. Und auch wenn gute Worte schwer zu finden sind, wenn dir etwas nicht passt beim Partner, dann musst du es auch ansprechen. Durch das gute Gespräch und das Ausgleichen danach wird die Situation immer besser. Aber auch nachgeben ist manchmal wichtig. Diejenigen, die niemals nachgeben wollen, die streiten dann auch ständig. Ob du eine gute Ehe führst mit deinem Partner oder nicht, das geht immer von dir selbst aus!“
Und ihr habt euch in der Ehe viel Kraft gegeben…
Oma: „Ja, sicher. Wenn es in der Ehe gut geht, dann geht alles gut, der ganzen Familie, der ganzen Wirtschaft. Und geht es in der Ehe nicht gut, dann passt in der ganzen Familie was nicht. Und weißt du, bei uns hat es so etwas nicht gegeben, wir haben uns immer gut verstanden.“
Liebe Oma, vielen lieben Dank! Ich könnte dich wohl noch ewig weiterfragen. Du hast mir damit ganz viel altes und authentisches Wissen vermittelt. Ich werde dich gerne weiterhin dazu befragen und freue mich auf ein nächstes Wiedersehen! Vielen lieben Dank für dieses Interview!
Vielleicht kennst Du ja von Deinen Großeltern auch solche Erzählungen. Und vielleicht hat Dich dieses Interview auch dazu inspiriert Deine Oma oder Deinen Opa einmal zu diesem oder jenem genauer zu befragen. Indem Du bewusst nachfragst, hörst Du auch bewusst zu und plötzlich erscheinen Dir selbst altbekannte Geschichten in völlig neuem Licht.
Für mich war es sehr heilsam. Es verband mich wieder mit meinen familiären Wurzeln, mit meiner Herkunft. Aber das größte Geschenk für mich war es, dass ich mir die Zeit nahm mich einmal ganz bewusst meiner Oma zu widmen, ganz bei ihr zu sein, mit ihr mitzuleben. Jetzt, wo sie noch als Mensch da ist, greifbar ist…. Das erste Mal begriff ich, wie diese Geschichten auch Teil meiner eigenen Geschichte ist. Und ich glaube, erst wenn das geschieht, erst dann erfahren diese Geschichten auch wirklich Wertschätzung und können von Generation zu Generation weitergetragen werden. Erst dann sind sie verinnerlicht.
Irgendwer hat mir einmal gesagt: „Das größte Geschenk, dass Du einem Menschen machen kannst ist Zeit.“ Danke, dass ich diese Zeit mit dir verbringen durfte, liebe Großmutter – DANKE!
In Gedenken an meine liebe Großmutter alias „Url-Oma“ – der besten Oma der Welt!
Aus ganzem Herzen,
Alfred Zenz Jun. – Der Seelengärtner
PS:
Das ungekürzte Interview als PDF zum Downloaden HIER.
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…dann wird Dich dieses Naturseminar interessieren. Es findet inmitten einer wunderschönen Naturlandschaft im Süden von Österreich statt.
„Zum Natur-Medium erwachen“ – 4tages-Intensiv-Retreat zur Erweckung Deiner (über)natürlichen Fähigkeiten
Lieber Alfred ! Ein wirklich sehr beruhrendes Interview! Da denk ich gleich auch an meine Oma und wie wichtig Zeit doch ist !
Vielen lieben Dank für das Bereitstellen diese herzberührenden Interviews ! ?
Liebe Sabine,
Danke für deinen schönen Beitrag. Freue mich sehr über deine Worte!
herzlichst, Alfred
Lieber Alfred,
eine sehr berührende Geschichte das Interview mit Deiner Großmama ?
Liebe Grüße,
Bernadette
Liebe Bernadette,
Vielen lieben Dank fürs Teilen deiner Wertschätzung!
herzlichst, Alfred
Oh das war so wunderschön zu lesen ich war richtig gerührt! Meine Oma ist auch ein bisschen ähnlich sie wird dieses Jahr 90 und hat auch immer alle möglichen Salben und Tinkturen gemacht. Vielleicht werde ich sie auch mal interviewen 🙂 toll wie du deinen Weg gefunden hast!
Liebe Julia,
Danke für die lieben Worte! Ja, mach das, interviewe deine Oma. Weißt du, man hört diesem Menschen noch einmal ganz anders zu, wenn man das macht. Und diese Verbindung zu spüren, ist ein großes Geschenk, was einem sonst so schnell nicht zuteil wird.
Danke und alles Liebe, Alfred
Lieber Alfred Zens,
vielen Dank für den wunderbaren Beitrag.
Ich habe mit meinem Opa immer Hufflattichblüten gesammelt, die wurden dann auf der Bühne getrocknet. Bei Erkältung hat Oma dann Hufflattichtee gemacht. Beim spazieren gehen mit meinem Opa durfte ich Bucheckersamen und Sauerampfer probieren, das war toll…
Liebe Grüße aus Deutschland
Antje
Liebe Antje,
Danke für deinen Beitrag! Es ist so schön zu hören, dass auch so viele anderen Menschen Wertschätzung für ihre Großeltern und ihrem innewohnenden (Natur)Wissen hegen. Vielleicht dürfen wir als Nachfahren ja das eine oder andere wieder lebendig werden lassen und mit der Welt teilen.
herzlichst, Alfred